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Nanopartikel in der Sonnencreme – sind sie gefährlich?

Nanopartikel als UV-Filter vor blauem Hintergrund

Häufig werden wir gefragt, ob Nanopartikel in Kosmetik gefährlich sind. Nanopartikel sind kleinste Mineralteilchen, die vor allem als UV-Filter in der Sonnencreme benutzt werden. Das Problem: Nanopartikel müssen auf der Hautoberfläche bleiben. Sobald sie in den Körper gelangen, könnten sie schädlich sein.

Sind Nanopartikel nun unbedenklich? Die klare Antwort lautet: „Jein“. Panik ist nicht angebracht, aber eine gesunde Skepsis sollte man sich bewahren. Vor allem empfehlen wir den Verzicht auf Nanopartikel in Sonnencremes für Babies. In diesem Artikel untersuchen wir dieses Thema anhand der aktuellen Studien.

Was sind Nanopartikel genau?

Nanopartikel sind winzige Teilchen. Ihre Größe liegt zwischen 1 und 100 Nanometer. Zum Größenvergleich: Ein menschliches Haar ist ungefähr 90.000 Nanometer breit. Wäre ein menschliches Haar so breit wie die Kugel des Berliner Fernsehturms, dann wäre ein Nanopartikel in etwa so groß wie ein Mohnkorn.

Wir bewegen uns also in kaum vorstellbaren, winzigen Größenordnungen. Nanopartikel von Zinkoxid und Titandioxid (INCI: Zinc Oxide (Nano), Titanium Dioxide (Nano)) werden in kosmetischen Produkten hauptsächlich als UV-Filter eingesetzt. Es sind sogenannte physikalische oder mineralische UV-Filter.

Während chemische Filter die UV-Strahlen in Wärme umwandeln, blockieren die mineralischen Filter die UV-Strahlen auf der Hautoberfläche. Der Vorteil: Man kann auf Chemie in der Haut verzichten. Gerade weil viele der gängigen chemischen UV-Filter schädlich sind, ist dies wünschenswert (Hier finden Sie eine umfangreiche Bewertung der gängigsten UV-Filter).

Warum stehen Nanopartikel in der Kritik?

Allerdings sind Nanopartikel aufgrund ihrer winzigen Größe nicht unumstritten. Es wird vermutet, dass diese Teilchen natürliche Barrieren durchdringen können, also ‘membrangängig’ sind.

Sollte dies tatsächlich möglich sein, würden sich daraus gesundheitliche Risiken ergeben. Die kleinen Teilchen könnten sich dann überall in unserem Körper anlagern. Mit unklaren Folgen für unseren Organismus.

Übrigens, in Europa müssen jegliche Nanopartikel bei den Inhaltsstoffen entsprechend deklariert werden. Hinter dem jeweiligen Inhaltsstoff findet sich dann das Wort ‚Nano‘ in Klammern (z. B. Zinc Oxide (Nano)). Dies ist in Amerika leider nicht der Fall und der Konsument bleibt im Unwissen. 

Ganz neu auf dem Markt sind chemisch-mineralische Mischformen von UV-Filtern in Nanogröße. Diese Filter mit den Handelsnamen Tinosorb M und  Tinosorb A2B, können Sie ebenfalls an dem Wort „Nano“ leicht erkennen (INCI: Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano) und Tris-Biphenyl Triazine (Nano)).

Warum werden Nanopartikel in Sonnencreme verwendet?

Die Partikel der mineralischen Filter gibt es sowohl in Nanogröße, als auch deutlich größer. Warum sind die Sonnencremes dann nicht alle einfach nanofrei?

Ganz einfach: je größer die Partikel sind, desto stärker ist auch der weiße Film, den die Sonnencreme hinterlässt. Nanopartikel sind daher einfach angenehmer in der Anwendung. Viele Hersteller haben auf Beschwerden von Kunden reagiert, die nicht wie ein Gespenst oder Clown aussehen wollten. Sie sind auf Nanopartikel umgestiegen.

Mittlerweile gibt es allerdings auch Alternativen für die Herstellung von nanofreiem Sonnenschutz. Es gibt neue Rohstoffe, die zwar sehr kleine Partikel enthalten, die nicht stark weißeln, aber deren Größe nicht im Nanobereich liegt.

Da diese Rohstoffe in der Herstellung noch recht teuer sind, finden sie aber selten Einsatz. Dies könnte sich in Zukunft ändern, denn die Verbraucher fragen zunehmend nach mineralischer Sonnencreme ohne Nanopartikel. Sind Nanopartikel denn zurecht in die Kritik geraten?

Nanopartikel – eine Gefahr für die Gesundheit?

Das Problem mit Nanopartikeln ist, dass sie unter keinen Umständen in den Körper gelangen sollten. Sie müssen in der obersten Hautschicht (Stratum Corneum) bleiben und dürfen nicht in den Kreislauf übergehen. Die aktuelle Forschung ist sich über die kleinen Teilchen noch nicht ganz einig.

Eine Studie aus dem Jahre 2009 hat ergeben, dass Nano-Zinkoxid und Nano-Titandioxid das Stratum Corneum, also die oberste Hautschicht, nicht penetrieren können (s. Quellen am Ende des Artikels).

Dies klingt beruhigend, allerdings gibt es auch andere Ansichten. In einer Studie aus dem Jahre 2010 wurde bei Probanden ein erhöhter Zinkspiegel im Blut und Urin nachgewiesen, nachdem sie über mehrere Tage eine entsprechende Sonnencreme verwendet haben. Es bleibt anzumerken, dass nicht geklärt ist, ob der erhöhte Zinkspiegel direkt aus den Nanopartikeln resultiert, da diese sich in der Formulierung der Sonnencreme zersetzen können.

2 Dinge finden wir dennoch erwähnenswert:

  1. Die gemessene Konzentration an Zink erreicht nach etwa 9 Tagen den Höhepunkt. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass sich das Zink in der Hornschicht gesammelt hat und von dort über die Zeit vom Körper aufgenommen wird. Dies ist nicht nur für den Einsatz von Nanomaterialien in der Kosmetik interessant, sondern für jede Substanz, die wir uns auf die Haut auftragen. Wie z.B. hormonell aktive Substanzen oder chemische UV-Filter.
  2. Die dicke Männerhaut scheint weniger Zink aufzunehmen, als die dünnere Haut der Damen. Dies lässt vermuten, dass die zarte Babyhaut noch aufnahmefähiger ist. Dies sollte man bei jeder Babykosmetik beachten und führt uns zu dem Hinweis auf Nanopartikel in Babysonnencremes auf jeden Fall zu verzichten.

Unsere Meinung zu Nanopartikeln: Panik ist nicht angebracht, denn Nanopartikel gelten als sicher. Man sollte sich aber eine gesunde Skepsis vor den kleinen Teilchen bewahren.

Obwohl es einige Studien zum Thema gibt, ist es noch nicht ausreichend erforscht, was diese winzigen Teilchen in unserer Haut oder unserem Organismus eigentlich genau machen. Selbst die Rücksprache mit mehreren Ärzten und intensiver Beschäftigung mit den aktuellen Studien führte uns nicht zu einer endgültigen Klärung.

Wenn man Nanopartikel verwenden möchte, empfiehlt es sich, Nanopartikel nicht auf gereizte oder beschädigte Haut aufzutragen, da dort die Penetration und somit der Kontakt zum Blut erleichtert werden könnte.

Sonnensprays – lieber schmieren statt sprühen!

Verzichten sollte jeder auf Spray- und Puder-Produkte mit Nanopartikeln, denn diese können eingeatmet werden – egal wie vorsichtig man beim Auftragen auch ist.

Studien belegen, dass eingeatmete Zinkoxid- und Titaniumdioxid Nanopartikel für unsere Lunge und den Organismus giftig sind. Allerdings hat dies nicht zwingend etwas mit der Nanogröße zu tun, denn auch größere Zinkoxidpartikel richten in der Lunge Schaden an. Besonders verwerflich sind daher ‘spezielle’ Baby- und Kindersonnenprays, die Nanopartikel oder mineralische Filter im allgemeinen enthalten.

Über den Verdauungstrakt jedoch besteht kaum eine Gefahr, sich zu vergiften. Ähnlich wie bei unserer Haut scheint es auch in unserem Magen für die Teilchen schwierig zu sein, sich in unsere Blutbahn zu verirren. Ein versehentlicher Verzehr eines Sonnenschutzproduktes scheint daher kein großes Gesundheitsrisiko darzustellen. Man isst den Sonnenschutz in der Regel ja nicht täglich.

Nanopartikel mit Coating – eine sichere Variante?

Um sicher zu gehen, dass Nanopartikel nicht in den menschlichen Körper eindringen, also nicht ‘membrangängig’ sind, können diese in Silikone oder bestimmte Öle ‘verpackt’ werden.

Man spricht in diesem Fall von einem Coating. Die Nanopartikel werden von dem Öl ummantelt und könnten so daran gehindert werden, unsere Hautbarriere zu überwinden. Dies könnte eine sichere Variante für Nanopartikel darstellen, bedarf allerdings weiterer Forschung. Nach der Kosmetikverordnung müssen auch ummantelte Nanopartikel mit dem Wort ‚Nano‘ gekennzeichnet werden. Für den Verbraucher ist es schwierig, ein funktionierendes Coating ausfindig zu machen.

Am besten verlässt man sich daher auf die Deklaration. Wenn Sie bei den Inhaltsstoffen das Wort ‚Nano‘ nicht finden, dann ist auch kein Nanomaterial enthalten.

UV-Filter: lieber chemisch, als mineralisch?

Was ist denn nun besser? Wir sind mittlerweile von der Sicherheit einiger chemischer UV-Filter überzeugt und ziehen diese den mineralischen Filtern vor. Dabei geht es nicht nur um die kosmetische Eleganz des Produktes.

Wir sind der Ansicht, dass mineralische Filter durchaus dermatologische Nachteile haben können. So können sich die Zink- und Titanpartikel in der obersten Hautschicht ansammeln. Dort erhöhen sie den Wasserverlust der Haut und sorgen für eine schlechtere Durchfeuchtung.

Wir empfehlen Produkte mit chemischen Filtern. Diese sollten mit unserer Positivliste für UV-Filter abgestimmt sein. Denn viele UV-Filter sind unserer Meinung nach nicht sicher. So, z. B. Octrocrylene. Ein Filter, den auch die meisten Produkte aus der Drogerie enthalten.

Nanopartikel in der täglichen Pflege

Viele Verwender haben den Wunsch, ihre Sonnencreme täglich anzuwenden. Auch das sollte man im Hinterkopf behalten. Verwendet man eine Sonnencreme mit Nanopartikeln nur im Sommer, ist das gesundheitliche Risiko kleiner, als wenn man eine tägliche Pflege mit Lichtschutzfaktor und Nanopartikeln verwendet. In diesem Artikel erfahren Sie, was es bei einer Tagespflege mit LSF noch zu beachten gibt.

Natürlich ist das Risiko auch größer, wenn man eine Körperlotion mit Nanopartikeln verwendet, als wenn man nur das Gesicht eincremt.

Nanopartikel: Auch in Naturkosmetik

Übrigens finden die mineralischen Filter häufig ihren Einsatz in Naturkosmetik. Auch Nanopartikel sind in zertifizierter Naturkosmetik zugelassen. Eine Naturkosmetik-Sonnencreme ist also keine Garantie dafür, dass keine Nanopartikel enthalten sind. Deshalb raten wir dazu, die UV-Filter immer selber zu kontrollieren. Dies macht zwar Arbeit, ist aber der sicherste Weg zu verträglicher Kosmetik.

Fazit

Kosmetische Produkte mit Nanopartikeln sind relativ neu auf dem Markt und haben den großen Vorteil, dass sie elegant auf der Haut sind und auf schädliche Chemie verzichten können.

Die Forschung ist sich allerdings in diesem Bereich noch nicht einig. Vieles deutet zwar darauf hin, dass flüssige Nano-Produkte sicher sind, solange man sie auf intakte, unbeschädigte Haut aufträgt. Allerdings melden sich aus der Forschung auch kritische Stimmen und es wurde eine geringe Penetration durch die Haut nachgewiesen. Es bleibt also ein Restrisiko, weshalb wir UV-Filter mit Nanopartikeln nicht empfehlen wollen.

Bei zarter Babyhaut sollte in jeden Fall auf Nanopartikel verzichtet werden. Auch empfehlen wir Puder- und Sprayprodukten, die Nanopartikel verwenden, generell zu meiden. Nanoteilchen dürfen nämlich auf keinen Fall eingeatmet werden.

Dieser Artikel wurde im April 2016 aktualisiert

Im Jahre 2013 haben wir diesen Artikel das erste Mal veröffentlicht. Damals haben wir die Verwendung von Nanopartikeln als unbedenklich bewertet. Der Aktualisierung liegen nun weitere Studien zugrunde. Entscheidend in der neuen Einschätzung war einmal mehr die Frage: „Würden wir unser Kind mit Nanopartikeln cremen?“. Unsere klare Antwort lautet: „Nein.“.

Quellen
Journal of Toxicology and Environmental Health – Toxicity of zinc oxide nanoparticles in rats treated by two different routes: single intravenous injection and single oral administration.
Oxford Journals Toxicological Sciences – Small Amounts of Zinc from Zinc Oxide Particles in Sunscreens Applied Outdoors Are Absorbed through Human Skin
Photochemical & Photobiological Sciences – Human safety review of „nano“ titanium dioxide and zinc oxide.
Particle and Fibre Toxicology – Application of short-term inhalation studies to assess the inhalation toxicity of nanomaterials.
RACGP – The safety of nanoparticles in sunscreens: An update for general practice
Skin Pharmacology and Physiology – Stratum corneum is an effective barrier to TiO2 and ZnO nanoparticle percutaneous absorption.

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